Zwischen Empathie und Professionalität – die Balance in sozialen Berufen
Um den betreuten Menschen gerecht zu werden, ist es zwingend notwendig, sich in ihre Situation einzufühlen. Um professionelle Lösungen herbeizuführen, bedarf es wiederum einer gewissen Distanz. Dieser scheinbare Widerspruch ist eine der größten Herausforderungen in der Pflege und in anderen sozialen Arbeitsfeldern. Warum ist Empathie in der Pflege so wichtig? Und wie ist es möglich, dennoch einen professionellen Umgang zu pflegen? Welche Bedeutung hat dies für die psychische Gesundheit der Fachkräfte?
Emotionale Empathie und ihre Bedeutung für die soziale Arbeit
Empathie kann man nicht erlernen. Diese Fähigkeit wurde in Tausenden von Jahren im Laufe der Evolution entwickelt. Ein wichtiger angeborener Reflex, der es uns erlaubt, die Gefühle unserer Mitmenschen zu erkennen. Empathie ebnet die Voraussetzungen für ein harmonisches soziales Miteinander. Denn emotionale Empathie bewirkt, dass wir die Hilfsbedürftigkeit anderer wahrnehmen und ihnen zur Seite stehen möchten. Soziale Empathie befähigt uns, eine Gemeinschaft zu bilden, die die Schwachen nicht ausgliedert, sondern sie durch geeignete Maßnahmen weitestgehend zu integrieren versucht.
Wer in der Pflege oder anderen sozialen Berufen tätig ist, muss sich intensiv mit den Problemen der zu Betreuenden auseinandersetzen. Diese Nähe kann sehr belastend sein. Daher ist es sehr wichtig, dass Pflegekräfte Wertschätzung erfahren und lernen, professionell mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen. Mit geeigneten, erlernbaren Strategien können sie das Erlebte besser verarbeiten, indem sie auch über ihre eigene Persönlichkeit nachdenken. Diese Prozesse helfen den gut ausgebildeten Fachkräften, ihre Arbeit professionell und angemessen zu erledigen.
Professionelles Handeln und Emotionen in der Pflege
Professionelles Handeln bedeutet, dass man flexibel auf verschiedene Probleme reagieren kann. Dank Fachwissen und methodischen Fähigkeiten können Pflegekräfte qualitativ hochwertige Arbeit leisten, die nicht auf starren Vorgaben basiert. Durch den Einsatz erlernter Methoden können sie eigenständige, lösungsorientierte Konzepte entwickeln.
Auch die emotionale Kompetenz ist ein wesentlicher Bestandteil des pflegerischen Handelns. Zum einen sind Empathie und Mitgefühl sind wichtig, um eine vertrauensvolle Beziehung zu den Patienten aufzubauen und ihnen bestmöglich zu helfen. Zum anderen können Pflegekräfte, die emotional kompetent handeln, besser mit den emotionalen Anforderungen ihres Berufs umgehen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf ihre Gesundheit und Arbeitszufriedenheit aus.
Wichtig dabei ist: Die in der Pflege und anderen sozialen Berufen Tätigen müssen sich in die von ihnen betreuten Personen einfühlen und deren Perspektive einnehmen können, ohne sich dabei zu sehr in den eigenen Emotionen zu verstricken. Um diesen Anspruch an Professionalität und Empathie erfüllen und miteinander verbinden zu können, sind Reflexion, Fortbildungsmaßnahmen und Supervision wichtige Parameter. Die Caritas bietet ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen daher ein breit gefächertes Angebot an Kursen, Seminaren und mehr, um deren Gesundheit zu stärken und die Qualität der zu leistenden Arbeit kontinuierlich zu verbessern.
10 Tipps für Pflegekräfte und sozial Tätige für mehr Balance
1. Emotionale Kompetenz entwickeln
Lernen Sie, Ihre eigenen Emotionen und die der zu betreuenden Personen wahrzunehmen, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Dies hilft, emotionale Dissonanz zu vermeiden und fördert eine gesunde Balance.
2. Mitgefühl statt reiner Empathie praktizieren
Während Empathie das Einfühlen in andere bedeutet, motiviert Mitgefühl zum Handeln. Entwickeln Sie eine mitfühlende Haltung, die Sie dazu bringt, nach Möglichkeiten zu suchen, das Leid der Patienten zu lindern.
3. Auf kleine Gesten achten
Mitgefühl kann auch durch kleine Handlungen wie eine Berührung oder aufmerksames Zuhören ausgedrückt werden. Dies ermöglicht es, auch in kurzen Begegnungen eine positive Wirkung zu erzielen.
4. Selbstfürsorge praktizieren
Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Nehmen Sie sich regelmäßige Pausen und hören Sie auf Ihre eigenen körperlichen Signale.
5. Ressourcen stärken
Identifizieren und nutzen Sie Ihre persönlichen Ressourcen wie Problemlösungskompetenz, körperliche Fitness, Optimismus oder soziale Kontakte. Diese können helfen, besser mit Belastungen umzugehen.
6. Emotionen zulassen
Unterdrücken Sie Ihre Gefühle nicht hinter einer professionellen Maske. Nehmen Sie Ihre Empfindungen wahr und finden Sie angemessene Wege, diese auszudrücken.
7. Schulungen nutzen
Nehmen Sie an Schulungen und Fortbildungen teil, die sich mit emotionaler Kompetenz und dem Umgang mit Stress befassen. Die Caritas bietet ihren Mitarbeitenden ein umfangreiches Angebot.
8. Kollegialen Austausch pflegen
Sprechen Sie mit Kolleginnen und Kollegen über herausfordernde Situationen und Gefühle. Dies kann entlastend wirken und neue Perspektiven eröffnen.
9. Professionelle Distanz wahren
Lernen Sie, eine angemessene Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden. Dies kann vor emotionaler Überlastung schützen, ohne dabei unempathisch zu wirken.
10. Achtsamkeit üben
Praktizieren Sie Achtsamkeitstechniken, um im Moment präsent zu sein und besser mit Stress umgehen zu können.
Extra Tipp: Mehr zum Thema "Gesundheit und Selbstfürsorge für Pflegekräfte" finden Sie auch hier.
Warum ist Empathie in der Pflege wichtig?
Soziale Empathie ist eine Kompetenz, die in der Pflege unverzichtbar ist. Die Fähigkeit, sich selbst in die Situation anderer einfühlen und eine auf Vertrauen basierende Beziehung herstellen zu können, ist eine grundlegende Voraussetzung für soziale Berufe. Oftmals sind die zu Pflegenden körperlich oder geistig eingeschränkt, sodass die verbale Kommunikation erschwert ist. Hier ist nicht der sprichwörtliche siebte Sinn gefordert, sondern vielmehr emotionale Empathie. Ist die zu betreuende Person wütend, traurig oder glücklich? Welche Bedürfnisse hat sie in diesem Moment? Um all dies richtig einschätzen zu können, sind die uns angeborenen, vom Gehirn reflexartig gesteuerten Instinkte von großer Bedeutung. Daher sind kontrollierte Emotionen in der Pflege unverzichtbar.
Kontrollierte Emotionen? Ist das nicht etwas zu hart formuliert? Eigentlich nicht. Denn auf der einen Seite ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen erforderlich, auf der anderen Seite ist es notwendig, die Situation von einer distanzierten Position betrachten zu können. Dies dient nicht nur dem Selbstschutz der Pflegekräfte, sondern auch der objektiven, professionellen Handlungsfähigkeit.
Wer sich in der Pflege engagieren möchte, sollte emotionale Empathie mitbringen. Sie ist das Bindeglied menschlicher Kooperation und macht einen großen Teil unseres Mensch-Seins aus. Eine der Grundvoraussetzungen ist darüber hinaus aber auch die Bereitschaft, sich hilfreiches Methodenwissen anzueignen.
Wie lassen sich Empathie und Professionalität in der Pflege vereinen?
In der Pflege und der sozialen Arbeit besteht eine enge Verknüpfung zwischen professionellem Handeln und dem Umgang mit Emotionen. Die hier tätigen Fachkräfte tragen eine doppelte Verantwortung - die für das Wohl der ihnen anvertrauten Klienten und Klientinnen und die für ihre eigene psychische Gesundheit. Die mit sozialen Berufen einhergehenden Belastungen sind oftmals sehr hoch und bedürfen daher einer Ausbildung, die sich nicht auf fachliches Wissen rund um die Pflege und andere Tätigkeiten beschränkt. Um eine ausgewogene Mischung aus Empathie und professionellem Handeln zu finden, ist es essenziell, sich mit der hier entstehenden Problematik bewusst auseinanderzusetzen.
Die Caritas hat diese Herausforderung verstanden. Um den individuellen Bedürfnissen der Klienten und Klientinnen gerecht zu werden und zeitgleich die Gesundheit der Pflegekräfte zu schützen, bedarf es eines fortlaufenden Prozesses. Mitarbeitenden der Caritas bieten sich in den vielfältigen Kurs- und Weiterbildungsangeboten zahlreiche Möglichkeiten zur ständigen Selbstreflexion. Wie nehme ich meine Tätigkeit wahr? Wie wirkt das Erlebte auf mich? Wie gelingt es mir, eine Position einzunehmen, in der mich meine eigenen Gefühle nicht überwältigen? Wie kann ich die mir eigene Empathie als wichtige Ressource für die Beziehungsgestaltung nutzen, ohne dabei die professionelle Haltung und Handlungsfähigkeit zu verlieren? In unseren Schulungen und Workshops erhalten Mitarbeitende Antworten auf alle wichtigen Fragen rund um den richtigen Umgang mit Empathie und Professionalität in der Pflege.
Möchten auch Sie Teil der Caritas-Gemeinschaft werden und sich und ihre empathischen Fähigkeiten in der Pflege einbringen? Dann besuchen Sie doch einmal unsere Jobbörse! Es würde uns freuen, Sie bald in unseren Reihen begrüßen zu dürfen!