Kreis Düren. Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Düren nutzten den gestrigen Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai dazu, um wieder gemeinsam mit einem Aktionstag unter dem Motto "Wir für Sie" auf die aktuelle Situation der Pflege aufmerksam zu machen.
Unter dem Thema "Wir begleiten Sie - würdevoll bis zuletzt!" nahmen sie in diesem Jahr die Pflege von Menschen in der letzten Lebensphase und die Unterstützung ihrer Angehörigen und Freunde in den Blickpunkt.
Ab 10.00 Uhr öffneten ihre Pflegestationen und Beratungsbüros an insgesamt 19 Standorten in nahezu allen Städten und Gemeinden im Kreis. Die Adressen und Kontaktdaten aller teilnehmenden Beratungsstellen sind auf der neuen gemeinsamen Internetpräsenz www.wohlfahrt-dueren.de veröffentlicht. Diese Beratungsstellen können auch nach dem Tag der Pflege weiter für alle Fragen zur Pflege und zur Versorgung im Alter angesprochen werden.
In der Arbeitsgemeinschaft haben sich Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Paritätischer, Deutsches Rotes Kreuz und die Diakonischen Werke zusammengeschlossen, um gemeinsam zu gesellschaftlichen sozialen Themen Position zu beziehen. Für eine Pflege, die sich der Versorgungssicherheit der Pflegebedürftigen, der Menschenwürde und hohen Qualitätsstandards verpflichtet fühlt, fordern sie verlässliche sozialpolitische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Und nicht nur das. Am Abend der Podiumsdiskussion wurde sehr deutlich, dass das Thema würdevolles Sterben in die Mitte der Gesellschaft gehört. Es ist Alltag - nicht nur in den Hospizen und Pflegeheimen - sondern auch in Familien, in den eigenen vier Wänden.
Dr. Alfred Etheber vom Caritasverband für das Bistum Aachen, eröffnete die Runde mit seinem Vortag "Wer trägt die Verantwortung für eine würdevolle Pflege bis zuletzt?" unter sozialethischen und christlichen Gesichtspunkten. 20 Gäste hatten sich dazu am Abend in der Seminarkapelle des Regionalen Caritasverbandes in Düren eingefunden.
In der Folge entspann sich eine lebendige Diskussion, nicht zuletzt aufgrund von interessierten und sachkundigen Fragen aus dem Publikum. Dr. Etheber unterstrich, dass Pflegebedürftigkeit und die Würde eines Menschen nicht im Widerspruch zueinander stehen, sehr wohl aber der Umgang damit problematisch ist. Wichtig sei die Wahlfreiheit der Menschen in der Frage, in welchem Umfeld und mit welcher Betreuung der Einzelne sterben möchte. Die Unterstützungsstrukturen in der palliativen und hospizlichen Versorgung im Kreis Düren sind hier noch nicht überall ausreichend, was auch an einer zu geringen Finanzierung entsprechender Leistungen liegt.
Das trägt auch dazu bei, dass rund 70% der Menschen nicht zu Hause sterben, so Palliativmediziner Herbert Breuer, der aber auch gesellschaftliche Gründe anführte: "Sterben passt nicht zu unserer modernen Lebensauffassung". Dem pflichtet Gabriele Prescher, Pflegedienstleitung des Stationären Hospiz in Lendersdorf, bei. Es sei schwierig das Thema in die Gesellschaft zu bringen. Regelmäßig finden dort Kooperationen mit Schulklassen statt. "Die Kinder haben keine Berührungsängste. Sie bringen Leben in die Einrichtung und haben unbefangenen Kontakt zu unseren Bewohnern", so Prescher.
Marita Dohr, Qualitätsmanagement der Sozialstation der Diakonie, hob das gute, bereits vorhandene Dürener Netzwerk hervor. Mit dem stationären Hospiz am St. Augustinus Krankenhaus, einem palliativen Pflegedienst und dem Ambulanten Caritas-Hospizdienst gibt es kompetente Einrichtungen im Kreis, "aber ohne das Ehrenamt sähe es ganz bitter aus", betonte sie. Darin waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig.
Das Podium von links: Dr. Alfred Etheber, Pfarrerin Irene Weyer, Diakon Winfried Zeller, Gabriele Prescher, Herbert Breuer und Marita Dohr Lehwald / Caritas
Allein beim Ambulanten Hospizdienst des Caritasverbandes arbeiten aktuell 89 ehrenamtliche Hospizhelfer. Diakon Winfried Zeller, Pflegedienstleiter im St. Nikolaus Seniorenheim, ist dankbar über das großartige Engagement zahlreicher Sterbebegleiter in seinem Haus. "Für das was die Menschen dort an Zeit und Empathie einbringen, kann man ihnen gar nicht genug danken", so Zeller, der den jährlichen Ausbildungskurs zum Hospizhelfer begleitet.
Somit ist auch in solch geführten stationären Einrichtungen ein würdevolles Sterben möglich. Dennoch bleibt ein Wunsch, an den sich alle Anwesenden anschließen konnten und den Irene Weyer, Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde zu Düren, formulierte: "Wir müssen die Menschen wieder mehr zum Sterben nach Hause zurückholen." Dazu - und vor allem dass Menschen überhaupt in den eignen vier Wänden verbleiben können - braucht es vernünftige Rahmenbedingungen und gut ausgebildetes und angemessen vergütetes Personal. Das wurde an diesem Abend nochmals deutlich.
"Pflege und der Umgang mit Tod und Sterben in unserer Gesellschaft sind wichtige Themen, die aber nur selten die nötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhalten. Wir wollen daher gemeinsam als Verbände der Freien Wohlfahrt im Kreis Düren den Tag der Pflege heute und auch zukünftig dazu nutzen, diese Themen anzusprechen und in den Blick zu nehmen." so Dirk Hucko als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtpflege im Kreis Düren.
Mehr Informationen zur landesweiten Initiative zum Tag der Pflege: http://freiewohlfahrtspflege-nrw.de/initiativen/internationaler-tag-der-pflege/einstieg/.