Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Düren (AGFW) hat am 28. August im Gemeindezentrum der Evangelischen Gemeinde Düren verschiedene Landratskandidaten sowie die beiden Bewerber um das Amt des Bürgermeisters der Stadt Düren zu einem intensiven politischen Austausch eingeladen. Thematische Schwerpunkte waren Trägervielfalt und Subsidiarität, Migration und Integration sowie die Herausforderungen rund um bezahlbaren Wohnraum, Kindertagesbetreuung und offene Ganztagsschulen.
Die AGFW, bestehend aus den regionalen Verbänden der AWO, Caritas, Diakonie, DRK und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, hatte im Vorfeld Positionen mit sozialpolitischen Forderungen zur Kommunalwahl 2025 erarbeitet, den Parteien zur Verfügung gestellt und die Antworten der Kandidaten in einer Broschüre verarbeitet. Diese Positionen bildeten die Grundlage für die Gespräche.
 Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen des Arbeitskreises Freie Wohlfahrtspflege im Kreis Düren mit den politischen Kandidaten der Kommunalwahl, darunter Caritas-Vorstandssprecher Dirk Hucko (1.v.l.), Frank Peter Ullrich (SPD, 3.v.l.), Georg Hamm (CDU, 4.v.l.), Pfarrerin Vera Schellberg (Ev. Gemeinde Düren), Andi Krischer (Grüne, 6.v.l.) und Dr. Ralf Nolten (CDU, 7.v.l.).Erik Lehwald / Caritasverband Düren-Jülich
Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen des Arbeitskreises Freie Wohlfahrtspflege im Kreis Düren mit den politischen Kandidaten der Kommunalwahl, darunter Caritas-Vorstandssprecher Dirk Hucko (1.v.l.), Frank Peter Ullrich (SPD, 3.v.l.), Georg Hamm (CDU, 4.v.l.), Pfarrerin Vera Schellberg (Ev. Gemeinde Düren), Andi Krischer (Grüne, 6.v.l.) und Dr. Ralf Nolten (CDU, 7.v.l.).Erik Lehwald / Caritasverband Düren-Jülich
Stadt Düren: Plädoyer für Kooperation und Subsidiarität
Sowohl Frank Peter Ullrich (SPD), amtierender Bürgermeister der Stadt Düren, als auch sein Herausforderer Georg Hamm (CDU) betonten die Bedeutung freier Träger in der sozialen Infrastruktur der Stadt. Ullrich hob hervor, dass nur 11 von 49 Kitas in städtischer Trägerschaft seien und die Aufgaben im offenen Ganztag allein durch die Verwaltung nicht mehr zu bewältigen wären. Er sprach sich deutlich für Trägervielfalt und Kooperation aus. Gemeinsam müsse man Fachkräfte gewinnen, um demografische Herausforderungen zu bewältigen. Hamm sah in der Vielfalt der Träger eine Chance für qualitative Weiterentwicklung und innovative Lösungen.
Beim Thema Migration und Integration betonte Ullrich, dass Beratung und Begleitung Geflüchteter stärker in der Kompetenz der freien Träger liegen als bei der Stadt. Diese bringe die Verwaltungskompetenz ein, nicht aber die nötige sozialpädagogische Expertise. Hamm hob die Agilität und Flexibilität der freien Träger hervor. Die Gesprächspartner waren sich einig, dass die Unterstützung von lokalen Migrantenselbstorganisationen ein wichtiger Faktor zur Integration und zum gemeinsamen demokratischen Engagement ist.
Einigkeit bestand darin, dass bezahlbarer Wohnraum zur zentralen sozialen Frage wird. Ullrich verwies auf die Bodenvorratspolitik der Stadt und die aktive Flächenausweisung für Geschossbau. Die Rahmenbedingungen für Investitionen seien jedoch schwierig. Hamm sprach sich für die Einbindung privater Investoren aus und forderte beschleunigte Genehmigungsverfahren. Beide Kandidaten betonten, dass förderpolitische Impulse durch Bund und Land notwendig seien, um kostengünstigen Wohnraum zu realisieren.
Im Bereich OGS berichtete Ullrich von der freiwilligen Einigung auf hohe Qualitätsstandards in Düren, die seit 2013 gelten und in die im Bereich des OGS-Ausbaus in den kommenden 10 Jahren rund 150 Mio. Euro investiert werden. Hamm unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit hoher Qualität in der frühkindlichen Bildung. Abschließend sprachen sich beide für ein regelmäßiges Dialogformat zwischen Kommune und Wohlfahrtspflege aus.
Kreis Düren: Rolle des Kreises im Sozialraum
In der zweiten Runde des Abends diskutierten die Landratskandidaten Dr. Ralf Nolten (CDU) und Andi Krischer (Bündnis 90/Die Grünen) über die Rolle des Kreises Düren im sozialen Miteinander. Max Dichant, Kandidat der SPD, war terminlich verhindert. Beide zeigten sich grundsätzlich offen für eine starke Rolle freier Träger und unterstrichen die Wichtigkeit der Subsidiarität. Nolten wünscht sich starke freie Träger im Bereich Kita und OGS und sprach sich bspw. bei den Kitas gegen eine überentwickelte Trägerschaft durch den Kreis aus. Die Finanzierung müsse aus seiner Sicht so gestaltet sein, dass Qualität dauerhaft sichergestellt werden kann. Das Anliegen von Krischer ist es, im Kreis Düren einen hohen und einheitlichen Standard im Bereich Kita und OGS zu erreichen.
Gemeinsam mit den Vertreterinnen der AGFW wurde über neue Wege zur Integration Geflüchteter gesprochen. Krischer forderte eine bessere Finanzierung der Sprachförderung, Hucko (Caritas) sprach sich für kombinierte Angebote aus, bei denen Frauen Sprachkurse besuchen können, während ihre Kinder betreut werden - um so Zugangsbarrieren wirksam abzubauen. Schellberg (Diakonie) mahnte. "Sprachkurse sind oft auf Monate ausgebucht, das ist ein echtes Nadelöhr der Integration", so die evangelische Pfarrerin.
Beim Thema Wohnen zeigten sich Unterschiede: Krischer favorisiert die Aktivierung von Baulücken vor der Ausweisung neuer Flächen, während Nolten dies für wenig effektiv hält. Weiterhin identifiziert er die auf die hohen baulichen Standards und Vorgaben als Kostentreiber und Entwicklungshemmnis. Beide sehen jedoch dringenden Handlungsbedarf, da der Kreis Düren aktuell deutlich hinter seinen Wohnungsbauzielen zurückbleibt.
Ein Anliegen der AGFW war es, eine klare Haltung für Subsidiarität auch in der Verwaltung des Kreises zu verankern. Der Paritätische forderte in diesem Zusammenhang, dass der Kreis freie Träger stärker als bevorzugte Partner wahrnimmt und dies auch strukturell abbildet.
Gemeinsames Ziel: Verbindlicher Dialog
Am Ende des Abends stand eine deutliche Botschaft: Die AGFW als Sprachrohr der freien Wohlfahrtspflege im Kreis Düren will den sozialpolitischen Dialog mit Kreis und Kommunen verstetigen. Die Gespräche am 28. August haben gezeigt: Viele Themen sind konsensfähig - doch es braucht strukturelle, transparente Zusammenarbeit. Die AGFW will diesen Weg mitgehen - für eine soziale Infrastruktur, die auf Vielfalt, Teilhabe und Partnerschaft setzt.
Kontakt:
Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege im Kreis Düren
www.agfw-dueren.de
 
                